Unsere Tips für Bus Fernreisen in Mexiko und unsere Ankunft in Veracruz
Veracruz, auf Deutsch „Wahres Kreuz“, ist der wichtigste Seehafen des Landes, gelegen am südlichen Golf von Mexiko und der Einzige, wohin man sein Wohnmobil mit Roll-on-Roll-off Ferry transportieren kann. Die Wohnmobil-Verschiffung dauerte von Abgabe in Antwerpen bis Abholung in Veracruz 36 Tage.

Wir sind von Playa del Carmen (PDC) aus mehr als 20 Stunden mit dem ADO-Bus hierher gefahren – Kostenpunkt pro Person circa 80 €.
Was wir in PDC erlebt haben, findest Du hier.
Die Fernreisebusse von ADO haben normalen westlichen Standard mit gepolsterten Sitzen. Jeder Platz verfügt über eine USB-Ladebuchse und es gibt eine Toilette. Wichtig zu wissen: Die Klimaanlage ist kalt eingestellt.

Also nimm’ warme Sachen und eine Decke mit an deinen Platz. An der Staatsgrenze zwischen Tabasco und Veracruz mussten an einer Militärkontrolle alle Passagiere aussteigen. Handgepäck und Reisepässe wurden kontrolliert.

Tauben in Veracruz
Für mich waren Ohrenstöpsel und Schlafmaske essenziell. Denn nachts wurde oft das Licht eingeschaltet, Mitfahrende schauten ohne Kopfhörer Filme oder spielten auf ihren Handys. Am Strand und an öffentlichen Plätzen verwenden Menschen in Mexiko ihre Telefone gern ohne Kopfhörer.

in Veracruz, Mexiko
Erste Schritte in Veracruz – Taxi & Sicherheit
Unsere Ankunft in Veracruz verlief unspektakulär. Wir fuhren direkt mit dem Taxi vom ADO-Busbahnhof zur Airbnb. In Mexiko gelten Taxis und öffentliche Verkehrsmittel als unsicher, doch sonst wären wir ja nicht zur Unterkunft gekommen. Unsere Fahrt startete am Taxistand vorm Busbahnhof und wir hatten bei der Fahrt zur Unterkunft ein sicheres Gefühl.
Frühstück mit Geschichte – Spezialität: Gordas & erste Begegnungen

Wegen der Tageshitze wird in Mexiko ausgiebig gefrühstückt. In Veracruz gibt es eine besondere Spezialität: Gordas – traditionelle, frittierte, aufgeblasene Tortillas. Dazu bestellten wir Rührei und Salsa de Tomate, also Tomatensalat.Am nächsten Morgen starteten wir mit einem Spaziergang zu einem der traditionellen Frühstücksrestaurants.

Am nächsten Morgen starteten wir mit einem Spaziergang zu einem der traditionellen Frühstücksrestaurants. Die hübsch bemalten Wandfliesen erzählten 100-jährige Geschichte. Ein älteres Paar fragte neugierig, woher wir kommen und hatten wir kurz Smalltalk auf Spanisch.
Zoll Formalitäten und Wohnmobil Verschiffung
Dann ging es durch die hübsche, koloniale Altstadt auf Marmor-Fußwegen zum Büro unseres Autoimport-Agenten. Mit ihm fuhren wir zu einer etwa 20 Minuten entfernten Bank, um die Einfuhrgenehmigung für unseren MB Vario zu beantragen. Diese „Government Permission to Import a Campingcar“ ist 10 Jahre gültig und kostete 56,67 €.

Unser Agent leitete die Genehmigung an die Zollbehörde weiter. Dort wurde das Interieur unseres fahrenden Häuschens deklariert. Auf einer Liste gaben wir zum Beispiel unsere Küchen- und Badeinrichtung so an: Küchenausstattung, Heimtextilien, Reinigungsmittel. Es ist nicht gestattet, Medikamente auf dem Seeweg nach Mexiko einzuführen. Das einzige, was ich für unsere Reiseapotheke verschiffen durfte, waren ätherische Öle.
Fruchteis bei Hitze & Streetfood am Meer

Mit den Behörden waren wir bis 14:00 Uhr beschäftigt. Der Rückweg zur Airbnb führte uns im Schatten der kolonialen Häuser vorbei an Burg und Kathedrale. Eine Pause im klimatisierten Café tat gut. Unterwegs verkaufte uns ein Bauer frische Kugel-Zucchini fürs Abendessen. Wir aßen veganes Eis am Stiel, das direkt aus Fruchtmus hergestellt wird – sogenannte Paletas.
Die Las Paletas sind eine mexikanische Spezialität, genau wie Jamaika- und Karibik-Limonaden mit Eis. Von Eiswürfeln wird ja oft abgeraten, aber wir schauen immer: Wie sehen Verkäufer und Stände aus? Die meisten wirken hygienisch und ordentlich. In der Hitze Anfang September am Golf von Mexiko sind Getränke ohne Eis kaum vorstellbar. Da wir den Zucker in den Limonaden nicht mögen, bevorzugen wir gekühltes Kokosnusswasser – direkt aus der Frucht.

Am Abend besuchten wir einen Streetfood-Strand am Meer und genossen Tortillas mit Oaxaca-Käse. Mexikanisches Streetfood ist einfach genial! Ein Mitarbeiter brüllte in höllisch schnellem Spanisch das Menü auf die Straße, damit weißt du, was du wo bekommst, vorausgesetzt du verstehst Spanisch.

Sie übertönten sich gegenseitig – wie Marktschreier. Wir waren fasziniert vom bunten Treiben. Alle saßen auf Plastikstühlen an der Straße und aßen. So ließ sich die Hitze besser ertragen, wir kamen mit Menschen ins Gespräch und tauchten in die mexikanische Kultur ein.

Mercado Unidad: lebendiger Markt & Handwerk
Am nächsten Morgen ging es zum Frischemarkt „Mercado Unidad“, in der Nähe des Hafens. Märkte finden wir meist über Google-Suche. Im spanisch sprachigen Raum suchen wir zum Beispiel: „Mercado Fresco“ oder „Mercado Tradicional“.

Das Beste: Die Preise sind niedrig, die Ware frisch – wegen der direkten Konkurrenz. In Zentralamerika sind Märkte auch Großhandelsplätze, wo kleine Läden einkaufen.

Nicht nur das: Schuster arbeiten direkt auf dem Markt. Tischler fertigen Möbel – live und nach Wunsch. Ein Marktbesuch ist immer auch eine kleine Reise in die Vergangenheit. Und ich gibt es in einer Hafenstadt. frischen Fisch.
Unsere Top 4 Märkte in Zentralamerika
- Guatemala: Chichicastenango – ganz besondere Stimmung zwischen zwei alten Kirchen, Maya-Räucherzeremonien auf den Treppen.
- Mexiko: San Cristobal de las Casas – wunderschönes koloniales Flair.
- Nicaragua: Masaya – Marktstruktur ganz anders als in anderen Ländern.
- Panama City: Mercado de Pescado – ganz zufällig die leckersten und frischesten Meeresfrüchte unserer Reise entdeckt.
Vanlife vs. Airbnb – Flexibilität ist alles
Ohne zu wissen, wie lange die Verschiffung und Zollabwicklung unseres MB Vario dauern würde, konnten wir kaum planen oder vorbuchen. Also hofften wir, dass es schneller gehen würde – und buchten nur drei Nächte.
Doch es dauerte acht Tage. Reisen mit Airbnb bedeutete Zeit für Planung und Recherche – wir waren dadurch weniger spontan. Dabei lieben wir es, zu bleiben, wenn es schön ist, und weiterzuziehen, wenn wir Lust dazu haben.
Airbnb-Wechsel & Rückerstattung – unsere Tipps
Nach drei Nächten war unsere Frida Suite schon weitervermietet. Die neue Unterkunft war ein Zimmer von zehn – mit sporadisch ausgestatteter Gemeinschaftsküche. Patrick schlief auf einer durchgelegenen Matratze schlecht und reklamierte direkt bei Airbnb.
4 Tipps, wie du schnell dein Geld von Airbnb zurückbekommst:
- Suche vorher eine passende Airbnb zum Wechseln.
- Reklamiere gleich morgens, wenn du wie wir nicht schlafen kannst.
- Beachte die 72-Stunden-Frist für Reklamationen.
- Formuliere klar: „Ich kann hier nicht weiter schlafen.“
Nach wenigen Stunden hatten wir die Rückzahlung auf dem Konto und buchten eine alternative Unterkunft: ein kleines Tiny House in der Nähe des Mercado Unidad.
Spanisch sprechen, Menschen treffen, Kultur erleben
Beim Frühstück in der Gemeinschaftsküche lernten wir eine nette, mexikanische Familie kennen. Wer gerne mit Menschen in Kontakt tritt – für den ist Airbnb genau richtig. Nur: Die Küchen sind oft spärlich ausgestattet. Salatschüssel, Reibe oder einfach ein scharfes Messer – Fehlanzeige. Ich schleppe Vorräte wie Kaffee, Tee, Gewürze oder Nüsse nicht gerne von Wohnung zu Wohnung.
Als Vegetarierin war Auswärtsessen nicht gerade preiswert – oft auch nicht gesund oder überhaupt vorhanden. Mir wurde klar, wie privilegiert wir sind, mit dem eigenen Mobil reisen zu können. Ich sehnte mich nach unserem Camper.
Abenteuer Airbnb im Marktviertel
Die zweite Taxifahrt unternahmen wir beim Airbnb-Wechsel. Diesmal stoppten wir ein Taxi direkt auf der Straße – wie wir es bei den Mexikaner:innen gesehen hatten. Auch das klappte problemlos.
Der Fahrer freute sich so sehr über zwei „Gringos“, dass er beim Fahren über die Kreuzung zu uns hinter schaute, anstatt auf die Straße. Zum Glück war sie leer. Ich sagte: „No somos de Estados, pero de Europa“ – „Wir sind nicht aus den Staaten, sondern aus Europa.“
Zwischen Vorurteil und Wirklichkeit – unsere neue Unterkunft
Der Taxifahrer fuhr uns lachend zu unserem bisher größten Abenteuer in Mexiko: direkt zum Mercado Unidad. Google Maps konnte unsere Adresse nicht finden. Der Fahrer hielt, half uns beim Kofferausladen – und fuhr weiter.

Die Gegend wirkte im ersten Moment deutlich heruntergekommener als das Hafenviertel. Ich erinnere mich noch genau an meine Gedanken:
„Ohje! Hier werden wir gleich ausgeraubt!“
Und direkt danach:
„Quatsch! Die Menschen sehen doch freundlich aus!“
Die Straßen rund um den Markt sprühten vor Leben und Geschäftigkeit. Überall waren Menschen unterwegs, transportierten Waren, saßen auf kleinen Stühlen und verkauften Essen oder andere Dinge. Die meisten arbeiteten auf oder für den Markt.
Wir irrten ein paar Minuten mit einem mulmigen Gefühl im Magen umher, bis wir unsere Gastgeberin Maki anriefen. Sie lotste uns per Telefon zu einem Tor neben einer Diskothek. Es war doppelt verschlossen. Nach dem Öffnen gingen wir durch einen schmalen, dunklen Gang zwischen zwei Häusern – hinein in einen verwilderten Innenhof.
Dort fanden sich eine Reihe alter, großer Waschbecken zum Wäschewaschen – aus einer Zeit, in der es noch keine Maschinen gab. Sie waren überwuchert mit Pflanzen und Kakteen. Der Hof fühlte sich an wie eine kleine, grüne Insel im geschäftigen Treiben draußen.
Klein, aber besonders – Wohnen direkt am Markt

Maki öffnete ein Gittertor an einer blau gestrichenen Wand und eine weitere Tür und bat uns hinein. Insgesamt schützten uns drei verschlossene Türen vor der Außenwelt und es fühlte sich gleich wie eine Insel an. Ich hatte gerade einen Kulturschock – trotzdem wir schon eine Weile in Mexiko waren.
Die Airbnb war klein, aber gemütlich eingerichtet. Im Erdgeschoss befand sich ein großer Raum, unterteilt in Küche und Wohnzimmer. Über eine steile Treppe gelangten wir ins Schlafzimmer darüber. Maki stellte uns Trinkwasser zur Verfügung, es gab zwei Klimaanlagen – die Dusche war kalt, aber in der August-Hitze genau richtig.
- Im Touri Viertel ist es hübsch renoviert und scheint sicher.
- Doch Achtung: Da wo es „was zu holen“, sind meist Taschendiebe.
- Wo Locals wohnen und arbeiten, findet dich dein nächstes Abenteuer ganz bestimmt!
- Einzige Regel für „Gringos“ wie uns: „Geh‘ nach Hause, wenn es dunkel wird!“
Frühstück im Herzen des Markts
Am nächsten Morgen ging es – nach einer kurzen Morgenroutine – direkt zurück auf den Mercado Unidad. Wir wollten bei einer Garküche frühstücken und entschieden uns für „El Comedor las Flores“ im Zentrum des Marktes. Im „Comedor“ findest in ganz Mexiko günstiges, lokales Essen und kannst Einheimische treffen.

Man konnte aus mehreren großen Töpfen wählen und saß nebeneinander wie an einem Tresen. Ich entschied mich für Frijoles con arroz, huevos revueltos y salsa de tomate – schwarze Bohnen mit Reis, Rührei und Tomatensalat.
Ankommen zwischen Farben, Gerüchen & Gesprächen
Beim anschließenden Foto-Bummel durch den Markt merkte ich, wie ich mich immer heimischer fühlte. Ich traute mich, mit den Standbetreiber:innen zu sprechen – so entstanden schönere Fotos, und wir fanden uns immer besser zurecht.

Der Markt ist ein einziger Rausch an Eindrücken: Farben, Formen, Gerüche, Leben – alles auf einmal. In der Mitte gibt es Garküchen und kleine Restaurants. Hier isst man Spezialitäten wie Ceviche, rohe Meeresfrüchte in verschiedenen Salsa-Varianten und eine Vielzahl von Suppen aus großen Töpfen.

Aber das ist noch längst nicht alles. Es gibt unzählige Stände mit Mode aus China – viel davon stammt von Ultra-Fast-Fashion-Marken wie Shein. Doch man findet auch kleine Läden mit handgemachter, oft gestickter, traditioneller Kleidung. Diese solltest du unbedingt unterstützen! Und wenn du unsicher bist: Frag nach, woher die Stücke kommen.
Besonders witzig: An vielen Ständen wurden USB-Sticks mit Musik verkauft. Natürlich durften auch Spielzeug und Piñatas nicht fehlen. Sogar Tischler und Küchenausstatter hatten ihren eigenen Bereich im scheinbar endlosen Gewimmel der Stände.
Santa Muerte – Zwischen Marienstatue & Totenkult

Dann entdeckte ich sie. An einer dunklen Ecke des Marktes, hinter einem Schaufenster:
Eine Marienstatue im weißen Kleid – ganz in der Tradition mexikanischer Hochzeitskleider. Doch anstelle eines Gesichts: ein Totenkopf.

Beleuchtet war sie mit einer Schwarzlichtlampe – das Kleid leuchtete gespenstisch. Ich war wie gebannt. Mein erster Gedanke:
„In Europa wäre das ganz klar Gotteslästerung!“

An diesem Tag fiel mir auf, dass solche Santa Muerte-Figuren an vielen Ständen verkauft wurden. Meist standen daneben Kerzen, Räucherwerk, manchmal sogar Schnaps und Zigaretten. Was es damit auf sich hat, erfährst du bald im Beitrag über den Lago Atitlán in Guatemala.
Intuitiv war mir klar, dass sich hier wieder ein faszinierender Mix aus Maya-Kultur und Katholizismus zeigte. Und genau das bestätigte sich später in meiner Wikipedia-Recherche. Ich bewundere die Maya dafür, wie sie mit der Christianisierung umgegangen sind: Sie haben ihre eigenen Bräuche mit in die Kirchen der Eroberer genommen – und führen sie bis heute fort.
Die spanischen Eroberer wiederum demonstrierten ihre Macht auf brutale Weise: In Cholula, im Bundesstaat Puebla, Mexiko errichteten sie eine Kathedrale – direkt auf der größten Pyramide der Welt. Aber das ist eine andere Geschichte …