
Wir wohnten in Playa del Carmen, im Nordosten der Halbinsel Yucatan, bei einem deutschen Pärchen. Im lebendigen Localviertel Colosio fühlten wir uns heimisch, obwohl die Lautstärke für uns als Europäer ungewohnt war. Es gab viele Kirchen, wo an jedem Tag in der Woche, bis nach 22:00 Uhr lautstark und manchmal falsch gesungen wurde. Die vielen Hunde, die ihrer leben, bellten in manchen Nächten stundenlang.
Los ging’s mit mit den Rädern bis zum Hafen, dann weiter zu Fuß am Strand entlang. In Richtung Süden folgt ein All Inclusive Hotel auf das nächste. Wir liefen durch den heißen Sand und im türkisfarbenen, Badewannen warmen Wasser. Urlauber sonnten sich, schwammen und machten Selfies. Sie fuhren mit dem Kajak herum, oder vertrieben sich die Zeit mit allen möglichen Wassersportarten; ein wuseliges Durcheinander an unzähligen Reihen Sonnenschirmen und Stühlen, halbschattigen Palmen und Volleyballfeldern.

Wie sollen nur 1,5 Liter Wasser in der Hitze Yucatans für uns beide reichen?
… und hatten wir die Sonnencreme vergessen. Wir versuchten an einer der Bettenburgen, Getränke zu kaufen und kamen erstmal ohne Probleme rein. Doch wer kein verflixtes Hotel Bändchen hatte, für den gab es auch nichts. Eine Urlauberin sprach uns an und wollte Smalltalken. Wir fragten sie: „Kannst du uns gegen Geld Getränke besorgen?“ und direkt: „Wir haben Durst!“ Doch das war ihr wohl zu viel. Mit einer Ausrede war sie auf einmal verschwunden. Am letzten Hotel hatten wir Glück. Ein freundlicher Herr, gekleidet wie Security und Barmann in einer Person, füllte unsere Trinkbecher mit Wasser und Eis auf. Wir machten kurz Pause und aßen Pistazien und Trockenobst, in einer gemütlichen Strandhütte. „Endlich Schatten!“, sagte ich zu Patrick.

Wer sucht, der findet … Karibik und Yucatan, wie wir uns sie vorgestellt hatten.
Kurz danach fanden wir einen herrlichen, wilden Strand! Riesige, fast 1 Meter lange Leguane aalten sich auf dem Riff in der Sonne. Pelikane und andere große Vögel fischten um die Wette. An den kleinen Buchten, die von schroffen Felsen umrahmt waren, fanden wir die schönsten Versteinerungen. Nach ungefähr 2km ging es nicht mehr weiter! Wir kamen an einen privaten Strand mit hoher Steinmauer, bewacht von einem Security Menschen. Von der Sonne überhitzt, wollte ich mit ihm über freien Strandzugang diskutieren, den das Playa Libre Gesetz (zu deutsch: freier Strand) zusicherte. Patrick hielt mich zum Glück davon ab! Auf dem Rückweg schoben sich dann endlich Wolken vor die Sonne. Wind kam auf und es gab sogar ein paar Regentropfen. Wir sahen mehr wunderschöne Reptilien. Patrick fand zwischen Steinen direkt am Strand eine Süßwasserquelle und kühlte sich ab. Diese Quellen werden auf Yukatan Cenoten genannt.

Cenoten bieten als unterirdische Seen eine herrliche Erfrischung. Jede ist einzigartig und sie erfreuen sich bei Touristen großer Beliebtheit. Man kann sich die Halbinsel Yucatan wie einen Schweizer Käse vorstellen, bei dem die Löcher mit glasklarem, kühlem Süßwasser gefüllt sind. Der Weg zurück nach Playa ging gefühlt sehr schnell. Das einstige Fischerdorf, dass noch vor 20 Jahren ohne Stromversorgung oder asphaltierten Straßen auskam, war seitdem zu einem Touristen Hotspot angewachsen.
Überall am Hafen trank man Bier und hörte Musik. Händler verkauften Essen und Getränke. Wir entschieden uns für eine gekühlte King Kokosnuss. King bedeutet einfach nur, dass die Kokosnuss riesig ist. Viele rauchten, obwohl das in Mexiko in der Öffentlichkeit verboten ist. Dazwischen standen Gruppen von 2-6 Männern, Polizei oder Militär in Uniform und mit Maschinengewehren, um die Sicherheit der Touristen zu gewährleisten. Den Anblick waren wir gewohnt. Wir genossen unser kühles Getränk, waren müde aber glücklich. Familien kamen vom Baden und alle hatten Spaß.

Da beobachtete ich eine ältere Frau. die mit zwei kleinen Jungs, vielleicht 6-8 Jahre alt und einem Einkaufswagen auf uns zu kam. Sie sammelten Aluminium Dosen, Cola-Dosen und Co. Ich weiß, dass es für 60 Dosen 20 Pesos gibt, was umgerechnet ungefähr ein Euro ist. Das hatte mir unser Herbergspapa erzählt. Als Deutsche trennten sie natürlich den Müll und spendeten ihr Altmetall an eine Sammlerin. Wenn ein Sack voll war, kam sie vorbei, brachte die Dosen zum Recycling und bekam wenige Pesos dafür.
Die alte Frau holte mit dem Stock Dosen aus dem Müll. Ihre zwei Jungs schauten gekonnt an der Reihe mit Frucht, Nuss und Getränkeständen vorbei. Da kam ein Mann und nahm sich eine halbleere Dose aus dem Müll. Er setzte sie an und trank. Die 2 Kinder schauten ihm interessiert zu. Ich dachte: „Krass, was hier passiert! Ob die Jungs wohl denken, es ist normal, dass sie arbeiten, wenn alle Spaß haben? Warum machte die Großmutter diesen Job an einem Sonntag? Schließlich waren hier so viele Touristen, dass sie an jedem Nachmittag Dosen sammeln konnten. Wenn Kinder schon arbeiten müssen, dann haben sie am Sonntag eine Pause verdient! Die sind nicht dumm! Die merken, dass die ganze Welt Spaß hat und wollen das auch!
Wer als Müllsammler aufwächst, der glaubt vielleicht, dass er oder sie nichts anderes kann. Man sieht nur die Dosen, um an Geld zu kommen. Und kann kaum andere Optionen für ein besseres Leben finden. So vererbt sich ein Armutsmindset!“ Ich schob den Gedanken weg. Ich wünschte den Kindern viel Kraft und Bildung, damit sie sich da rausboxen können. Ich wollte mir meine super Sonntagslaune nicht vermiesen. Wir schlürften unsere Kokosnüsse aus und schlossen die Fahrräder ab. Beim gemütlichen nach Hause radeln, spürte ich die Hitze auf meiner Haut. „Hoffentlich krieg‘ ich keinen Sonnenstich!“, dachte ich …
Sehr gute Information zu diesem Thema. Vielen Dank.
Besten Dank und liebe Grüße,
Ute